Der Schubertpark befindet sich an der äußeren Währinger Strasse nahe der Hausnummer 123 und Teil des Parks ist ein Gräberhain. Die Ausstellung im Währinger Amtshaus im September 2020 stellt die künstlerisch fotografische Erforschung dieses Gräberhains aus dem Jahr 2019 und 2020 dar. 

Das Projekt 
Da ich nicht weit vom Schubertpark wohne, ist mir schon Jahre zuvor dieser geheimnisvolle Ort aufgefallen, der nur mit einem Schlüssel des Stadtgartenamtes zu betreten ist. Das hat mein Interesse geweckt.  
Vielen Dank an das Stadtgartenamt, das mir ab Juni 2019 regelmäßig den Schlüssel für meine fotografische Arbeit zur Verfügung stellte. Ziel war es nicht eine Bestandsaufnahme zu erstellen, sondern in Bildern eine Atmosphäre zu schaffen, die dem Ort angemessen ist. Dafür ist aus meiner Sicht die Nassplattenfotografie (Wet Plate) am besten geeignet.  
Die Nassplattenfotografien aus dem Gräberhain führen uns bei Betrachtung in das 19. Jahrhundert zurück. Wir sind gewohnt alte Bilder in dieser Technik zu sehen und auch wenn es eine heute erstellte Fotografie ist, so gehen wir doch bei Betrachtung auf eine Zeitreise. Die Bilder weisen durch die manuelle Beschichtung und Entwicklung Fehler auf, die eine ganz eigene Atmosphäre erzeugen. Echtes Silber bildet ein dunkles aber detailreiches Bild mit hohem Kontrast auf der Platte. Die Fehler und das Un-Perfekte im Gegensatz zur Digitalfotografie machen den besonderen Reiz der Bilder aus. Das Geheimnis des Ortes bleibt erhalten und wird vielleicht noch gesteigert. Voller Fehler und doch Perfekt im Ausdruck und Darstellung.  
Die Nassplattentechnik stammt aus der Frühzeit der Fotografie und war in der Zeit von 1851 bis ca 1880 die meist verwendete Technik in der Fotografie und fällt damit auch mit der Hochzeit des Währinger Friedhofes zusammen. Ich verwende auch Objektive aus dieser Zeit. Der Zeitaufwand bei dieser Technik ist nicht zu vergleichen mit heutiger Digitalfotografie und so gelingt pro Arbeitstag die Erstellung von rund 8 Bildern bei natürlichem Licht. Vor Ort muss die lichtempfindliche Platte mit Chemikalien erstellt werden, dann belichtet und noch nass entwickelt werden (deshalb Nassplattenverfahren). Belichtet werden schwarze Blechplatten oder Glasplatten in diesem Fall im Format 20x25cm. Für die Ausstellung habe ich diese digitalisiert und vergrößert ausgedruckt. 

Der Gräberhain 
Nicht unweit des Amtshauses Währing nach der Adresse Währinger Strasse 123 befindet sich der Schubertpark auf dem Gelände des ehemaligen Währinger Ortsfriedhofes. Letzterer wurde im Jahre 1769 gegründet und 1820 bis 1830 mit Portal, Totengräberhaus und Kapelle umgestaltet. Dieser Friedhof hatte jedoch nicht lange Bestand und wurde schon 1873 wieder geschlossen. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Beerdigten exhumiert und der Friedhof in eine Parkanlage umgewandelt. Bedeutende Grabsteine (rd 40) wurden dabei im heute noch erhaltenen Gräberhain zusammengefasst. Lt Quelle wurden jedoch in der Zeit des Bestandes des Währinger Friedhofes rd 20.000 Personen dort beerdigt. 
Einige bedeutende Persönlichkeiten fanden auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte, wie zB Beethoven, Grillparzer, Nestroy, Alma von Goethe die Enkelin von Goethe, und der Namensgeber Schubert. Einige Familiengräber waren ebenfalls im Währinger Friedhof zu finden wie zB die jedem Wiener geläufigen Namen Colloredo, Czartoryski, Gatterburg, Mailath, Hohenlohe, Thun & Hohenstein und Wickenburg. 
Das im Zentrum des Gräberhains stehende spätbarocke Friedhofskreuz (aus der Hand des Bildhauers Balthasar Permoser beauftragt von Prinz Eugen), das heute noch von außen zu sehen ist, wurde vom Nicolaifriedhof bei dessen Schließung 1785 in den Währinger Friedhof gebracht. Leider ist es seit 2020 wegen Einsturzgefahr durch Bänder abgesichert. 
  
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